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Heliogravüre - Das Edeldruckverfahren
Die Heliogravüre ist eines der wenigen „Edeldruckverfahren“, das heute noch „professionell“ ausgeübt wird. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass der eine oder andere Leser noch andere Verfahren ausübt oder ausgeübt hat und professionelle Ergebnisse erzielt.

Was sind die Edeldruckverfahren?
Die Fotographen des frühen 20. Jahrhunderts standen vor der Aufgabe, ihre „empfindlichen“ Silberbilder in eine haltbare Form zu überführen und möglicherweise dabei noch kreativ eingreifen zu können, zu veredeln. Auf welchem Papier die späteren Bilder erscheinen sollten und in welcher Farbe, war dabei fast frei wählbar.

Es gab viele Verfahren: Öldruck, Bromöldruck, Heliogravüre, Pigmentdruck usw. Wer sich dafür interessiert, findet sicherlich im Internet genügend Hinweise. Stellvertretend sei zunächst der Pigmentdruck erklärt, weil er mit der Heliogravüre „verwandt“ ist und zur Untergruppe der Pigmentverfahren gehört.

Der Pigmentdruck
Für den Pigmentdruck kann man nicht von einem bestehenden Fotoabzug ausgehen, wie bei manchen anderen Edeldruckverfahren, sondern benötigt ein Halbtonnegativ in der Größe des späteren Bildes. Dieses setzt voraus, dass man in einer Dunkelkammer sich ein solches Halbtonnegativ anfertigen kann. Diese Filme gibt es heute nur noch als normale Kleinbild- oder Rollfilme, auch in Formaten in Postkartengröße, für die, die sich nach wie vor der Analogfotographie verschrieben haben.

Das Pigmentpapier ist eine farbige Gelatineschicht, die sich auf einem Papierträger befindet. Diese Schicht wird in einem Bad aus Kaliumbichromat lichtempfindlich gemacht und nach dem Trocknen unter dem Negativ belichtet, nach erneutem „Anfeuchten“ auf ein neues Papier aufgequetscht, z.B. ein Büttenpapier. Nach einiger Zeit kann in warmem Wasser entwickelt werden. Die bei der Belichtung nicht gehärteten Teile der Schicht lösen sich, das Trägerpapier wird abgezogen und es verbleibt, nach völliger Ausentwicklung, ein farbiges Bild mit echten Pigmenten auf einem frei wählbaren Trägerpapier. Dieses muss natürlich noch getrocknet werden. Diese Bilder sind praktisch „ewig“ haltbar und somit „veredelt“.

Diese Beschreibung zeigt den enormen Aufwand, der noch dadurch vergrößert wird, dass mit einer Anzahl von Faktoren zu rechnen ist, die man schwer beeinflussen kann – nur lange Erfahrung erbringt standardisierte Ergebnisse.

In diesem Zusammenhang ist leider anzumerken, dass der Begriff Pigmentdruck heute auch für „einfache“ Tintenstrahldrucke verwendet wird, nur mit der Erklärung, dass die verwendeten Tuschen ja pigmentiert wären. Das Gleiche gilt oft für den Begriff Lithographie, obwohl sicherlich nicht von einem Stein gedruckt wurde.

Heliogravüre – Das Verfahren
Ausgehend von diesen Darstellungen ist erklärbar, dass auch die Heliogravüre als Edeldruckverfahren nicht einfach sein kann. Den Weg zur Herstellung einer Heliogravüre zur „Rettung“ alter Grafiken finden Sie ebenso auf dieser Seite. Es sollte dieser Aufsatz zunächst gelesen werden, um das Weitere besser zu verstehen.

Wie beim Pigmentdruck kann als Ausgangspunkt ein analoges Bild, z.B. ein Foto stehen. Allerdings ist es von Nöten, dieses mittels Scanner zu digitalisieren, wobei SilverFast hervorragende Dienste leistet. Ähnlich wie beim Pigmentdruck ist zunächst ein Film zu erzeugen, der in der Größe dem späteren Druck entspricht, jedoch ein seitenverkehrtes Positiv. Das kann schon mal ein Film in der Größe 80 x 100 cm oder größer sein. Die dafür notwendigen Daten kann man entweder durch Scannen erzeugen oder man greift direkt auf die Bilddatei einer Kamera zu. Natürlich ist wichtig, dass eine Datei mit genügend großer Auflösung zu Verfügung steht – als Faustregel gelten 300 ppi. Bei einem Graustufenbild wird ein Film erzeugt, bei einer farbigen Vorlage dagegen vier Filme – sogenannte Farbauszüge.

Diese Filme werden heute in einem Filmbelichter unter Verwendung stochastischer Raster erzeugt, oder man druckt diese Filme mit der Hilfe eines Tintenstrahldruckers aus. Grund für diese Vorgehensweise ist, dass es Halbtonfilme in dieser Größe nicht mehr gibt.

Dieses Positiv wird nun auf ein sensibilisiertes Pigmentpapier aufbelichtet, welches nach der Belichtung auf eine Kupferplatte aufgequetscht wird. Dabei wurde die Kupferplatte im Vorfeld in einem speziellen Kasten mit Asphaltstaub versehen, der etwa die Hälfte des Kupfers bedeckt. Dieser Staub muss vorher fest aufgeschmolzen werden.

Nach dem Übertragen wird die Platte im warmen Wasser entwickelt. Nach dem Trocken ergibt sich auf der Oberfläche ein Relief des Bildes in Negativform. Dieses Relief dient zur Steuerung des Ätzprozesses mit Eisendreichlorid. Verschiedene Bäder mit unterschiedlichem Wassergehalt werden benötigt. Dieses macht möglich, dass die unterschiedlich dicken Pigmentteile unterschiedlich schnell durchdrungen werden, damit sich in die Kupferplatte ein Relief einätzen kann. Der zuvor aufgebrachte Staub sorgt dafür, dass kleine Näpfchen entstehen, wie bei einer Aquatinta.

Es ist verständlich, dass nur eine korrekte Belichtung mit „sonnenähnlichem“ Licht, daher der Name Heliogravüre, ein korrektes Relief ergibt. Eine Überbelichtung würde eine Ätzung unmöglich machen, da die komplette Schicht erhärtet wäre, eine Unterbelichtung würde zu einer zu schnellen Ätzung führen, die im richtigen Fall vielleicht 12 Minuten beträgt. In diesem Zusammenhang gibt es aber Hilfe über einen sogenannten Stoufferkeil, der immer noch erhältlich ist. Dieser Keil zeigt Abstufungen von Grauwerten, die von Stufe zu Stufe den Tonwert um einen bestimmten Betrag steigern. Zu Beginn der Belichtung für eine Platte belichtet man diesen Keil mehrfach auf Pigmentpapier und entwickelt ihn auf einem Papier oder einer Glasplatte. Die Anzahl der Graustufen, die sichtbar werden, ergeben einen genauen Hinweis auf die exakte Belichtung, unabhängig davon, ob man tatsächlich mit der Sonne oder einer sonnenähnlichen Lichtquelle belichtet, z.B. einem „Gesichtsbräuner“.

Nach Reinigen und meist Verstrahlen der Platte, kann die Platte mit jeder beliebigen Farbe eingefärbt werden. Der Druck erfolgt einzeln auf einer Kupferdruckpresse auf frei wählbaren Papieren. Dieses zeigt den Vorteil gegenüber des Pigmentdruckes: es ist möglich kleine Auflagen zu drucken, die Farbe und das Papier zwischendurch zu wechseln, usw. Der notwendige Einsatz von Geräten, z.B. einer schweren Kupferdruckpresse, dazu die Komplexität des Verfahrens und der benötigten Materialien führt dazu, dass diese Technik nur nach Jahren des Übens zum Erfolg führt, reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen.

Die Heliogravüre ist somit nicht einfach, man braucht viel Zeit, sie zu erlernen. Sie wird aber von vielen als die „Krone der Edeldruckverfahren“ bezeichnet. Vielleicht kann dieser Aufsatz dazu anregen, dass vielleicht der eine oder andere eine Heliogravüre „ausprobieren“ möchte.

Heliogravüre als Kunstform
Es gibt mittlerweile eine Reihe von Künstlern, die seit Jahrzehnten die Heliogravüre für sich entdeckt haben. Als Beispiel sei Allen Jones genannt, der insbesondere Ende der sechziger Jahre mit seinen Plastiken weltberühmt wurde. Wohl als Vorbereitung für diese Arbeiten hat er Kleinbildaufnahmen in Schwarz-Weiß gefertigt. Diese Negative lagerten Jahrzehnte in seinem Atelier und wurden mit SilverFast gescannt und behutsam „restauriert“. Aus diesen digitalen Daten wurde ein Film erstellt, um damit eine Heliogravüre zu fertigen.

Einige zusätzliche Bemerkungen: Seit den 90er-Jahren des zwanzigsten Jahrhundert wird der „konventionelle“ Rotationstiefdruck nicht mehr ausgeübt. In diesem Verfahren wurde Pigmentpapier verwendet und auch Halbtonfilme standen zur Verfügung. Seit dieser Zeit musste daher die Heliogravüre versuchen, sich den Gegebenheiten anzupassen. Der Halbtonfilm wurde ersetzt, z.B. auch durch Filme aus dem Tintenstrahldrucker. Da Pigmentpapier noch verfügbar ist, konnten ansonsten alle Prinzipien und Vorgehensweisen der Heliogravüre durch „Anpassung“ erhalten werden. Der eigentliche Druckvorgang des Handruckes auf der Kupferdruckpresse wurde nicht angetastet.

Im Laufe der Jahre gab es neue Druckverfahren, die auch für die Heliogravüre interessant sind. Insbesondere lichtempfindliche Polymerschichten, die bereits auf eine Platte aufgegossen sind, oder auf eine Platte aufgebracht werden, sind von Bedeutung. Mit diesem sogenannten “Flexodruck“ werden heute fast alle Verpackungen gedruckt.

Polymerplatten können darüber hinaus teilweise mit Wasser ausgewaschen werden. Durch diese neuen Tatbestände ergibt sich die Möglichkeit, „Tiefdruckplatten“ , zumindest für kleinere Auflagen, über diese Vorgehensweise zu fertigen. Im Wesentlichen ergeben sich ähnliche Arbeitsschritte wie bei der Heliogravüre und das Wichtigste bleibt erhalten: der manuelle Handdruck auf Kupferdruckpapieren.


1 Graustufen. Das Bild zeigt drei unterschiedlich lange belichtete Stufenkeile. Der Pigmentfilm wurde auf Glas übertragen. Die Belichtungszeiten betrugen 7, 9 und 11 Minuten. Nur im Original ist erkennbar, dass bei der Stufe 10 ein Farbschleier sichtbar ist. Dieses bedeutet, dass bereits Licht in der Lage war, die dunkelsten Stellen des Films zu durchdringen – die korrekte Zeit wäre demnach 9 Minuten.
2 Teil einer Pigmentschicht unterschiedlicher Dicke. Auf dem Bild sind unterschiedlich dunkele Stellen erkennbar. Das Eisendreichlorid braucht an den dunkelsten länger die Schicht zu durchdringen, dadurch entstehen Ätzungen unterschiedlicher Tiefe. Die Bäder müssen so abgestimmt werden dass diese Schichten etwa nach 10 Minuten „anätzen“.
3 Sandwich aus Halbtonfilm und Pigmentpapier zum Belichten im Vakuum.
4 Geäzte Testplatte im Seitenlicht mit erstem Testdruck.
5 Andruck einer Heliogravüre nach einem Foto von Allen Jones. Handdruck auf 300g Kupferdruckbütten, in „geschöntem Schwarz“.




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